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In guten wie in schweren Tagen


Manchmal gibt es diese Tage…

Ich sehe Menschen die leiden, Tiere die elendiglich gequält werden und unser Planet der zerstört wird.

An manchen Tagen sehe ich mehr schwarz als weiss und würde am liebsten einfach davon laufen. An manchen Tagen wird mir das ganze Leid auf diesem Planeten einfach zu viel. An manchen Tagen verliere ich die Geduld. An manchen Tagen werde ich wütend. An manchen Tagen fühle ich mich machtlos. An manchen Tagen verliere ich die Hoffnung. An manchen Tagen weint mein Herz…

An manchen Tagen hält mich die Dunkelheit gefangen. Sie schleicht sich langsam aus irgendeiner Ecke an und tastet sich mit leisen Schritten vor, umhüllt mein sein und umschliesst mein Herz mit seiner schwarzen Hand. Traurigkeit, Wut und Angst sind die steten Begleiter.

Traurigkeit über das ganze Leid, Wut über meine Mitmenschen und Angst um unsere Zukunft. Tod, Krieg und Zerstörung zeichnen dieses Bild und immer öfters frage ich mich, wie können wir alle so blind sein?!? Wieso versteht der Mensch nicht, dass er alleine für all dies verantwortlich ist? Ich habe noch nie einen Baum Krieg führen sehen, geschweige denn ein Tier, welches aus Gier die Erde zerstört.

Ich mag diese dunklen Tag nicht… Ich mag auch diese Gefühle nicht die sie mit sich bringen. Aber ich brauche sie. Ich brauche sie um mir immer wieder bewusst zu werden, was ich eigentlich will und nicht will! Ich will nicht traurig sein über diese Welt, ich will nicht wütend sein auf meine Mitmenschen und ich will keine Angst haben vor der Zukunft! Auch wenn ich weder diese Welt, noch meine Mitmenschen mit einem Fingerschnippen ändern kann, so kann ich doch bei mir etwas ändern.

Ein paar kleine Beispiele:

-Ich will nicht, dass arme Menschen sich halb zu Tode arbeiten, damit ich mir ein Stück Stoff anziehen oder damit ich mir sonst was kaufen kann, also gehe ich nicht mehr shoppen. Ich kaufe nur noch das Nötigste oder schaue mich auf Tauschbörsen um.

-Ich will nicht dass Tiere gequält und getötet werden, also esse ich kein Fleisch mehr, kaufe mir nichts mehr wofür ein Tier leiden oder sterben musste, sei es Kleidung, Nahrung oder sonstige Produkte, bei welchen Tiere für die Versuche hinhalten mussten-

-Ich will nicht dass die Erde verschmutzt wird, also fahre ich Fahrrad, Laufe, benutze ÖVs oder bilde Fahrgemeinschaften, benutze Umweltfreundliche Reinigungsmittel und wenn ich in der Natur bin und Abfall sehe, nehme ich ihn mit und entsorge ihn, auch wenn er nicht von mir ist!

Diese dunklen Tage sind es, die mich motivieren etwas zu verändern! Und dadurch, dass ich etwas ändern will kommt auch wieder die Kraft in mir zum erblühen! Ich streife die Dunkelheit wie ein schweres Gewand ab, werde mir meiner eigenen Macht wieder bewusst und die Welt wird langsam wieder ins Licht getaucht… Ich begreife, dass ich zwischendurch die Dunkelheit brauche um das Licht wieder zu sehen.

Und plötzlich kommen die guten Tage und ich sehe auch die schönen Dinge wieder die mir Hoffnung geben.

-Ich sehe ein lachendes Kind und weiss, die Liebe ist da

-Ich sehen einen jungen Mann einer älteren Dame die Einkäufe über die Strasse tragen und weiss, gemeinsam werden wir es schaffen

-ich sehe glückliche Kühe die nach einem langen Weg des Leidens befreit werden und zum ersten Mal die Sonne und eine Weide erblicken und wie sie glücklich über das Gras beinahe hüpfen und weiss, wir werden den Wert der Seele der Tiere alle noch erkennen

-Ich sehe Menschen die sich vor kurzem noch bekriegt, doch nun in der Situation der Not die Hände reichen und weiss, das Spiel "divide et impera" (teile und herrsche) wird sein Ende finden

Und ich sehe einen Schmetterling an mir vorbei fliegen und ich bin dankbar für die Schönheit unserer Welt

Lasst Euch nicht von der Dunkelheit in Ohnmacht halten und seht sie nicht als euren Gegner, sondern als Lektion und Lehrer!

Ich will Euch dazu eine Geschichte erzählen, ich habe lange überlegt, ob ich diese alles mit Euch teilen soll, denn sie ist sehr persönlich und geht um die dunkelste Zeit in meinem Leben. Aber es geht eben auch darum, wie ich in der Dunkelheit, das Licht am Ende des Tunnels wieder gefunden habe.

Ich hatte wie man heute so schön sagt, eine schwere Kindheit. Lange war ich wütend deswegen, ich verfluchte meine Mutter für ihre Alkoholsucht und die Unfähigkeit ein Kind grosszuziehen, ich hasste meinen Vater dafür, dass er abgehauen ist als ich 6 Monate alt war und konnte nicht verstehen wie Gott es zulassen konnte, dass einem kleinen unschuldigen Kind so was passierte. Mit 16 Jahren verliess ich meine Mutter, hatte meinen 2. Selbstmord versuch hinter mir und war schwer depressiv. Mein Leben war die reinste Katastrophe! Ich war gefangen, im dunkelsten Abgrund, den ich mir vorstellen konnte. Bei meinem 3. Und letzten Versuch, meinem elendiglichen Leben ein Ende zu setzen ist jedoch etwas passiert.

Ich war 16 Jahre alt und lebte damals alleine in einer kleinen Wohnung. Ich war mal wieder am Ende und hatte keine Kraft mehr. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr weiter kämpfen, ich habe keinen Sinn mehr in diesem Leben gesehen. Die letzten beiden male hab ich es mit Tabletten versucht, beide Male wurde ich gefunden und gerettet. Dies Mal hatte ich keine Tabletten zu Hand, also ging ich in die Küche und suchte ein scharfes Messer, ich fand jedoch keines und versuchte mir um sonst mit einem stumpfen Messer die Pulsadern aufzuschneiden, es klappte nicht. Ich sah meinen Gaskochherd an und wusste was ich tun wollte. Ich legte das Messer auf die Seite, schloss die Tür, drehte das Gas auf, legte eine Decke auf den Boden, nahm meinen Teddy, legte mich hin, schloss die Augen und wartete auf meine Erlösung. Ich wollte einfach einschlafen und nie wieder meine Augen in dieser verfluchten Welt öffnen.

Und dann geschah etwas...

Mein ganzes Leben spielte sich vor meinem inneren Auge innert Sekunden ab.

Plötzlich wurde mir bewusst, DIES IST MEIN LEBEN! Ich wollte meine Leben für andere aufgeben. Weil andere Menschen mich verletzt hatten und auf mir rumgetrampelt waren, wollte ich dieses Geschenk wegwerfen! Mir wurde meine eigene Opferrolle bewusst. Ich konnte jetzt hier liegen bleiben und aufgeben. Oder ich konnte mich jetzt erheben und das Geschenk des Lebens ENDLICH annehmen.

Ich stand auf, stellte das Gas ab, verband meine Wunden und setzte mich hin. Und dann weinte ich… ich weinte den Schmerz meines ganzen jungen Lebens heraus, jedes Wort, jeden Schlag, jeden Moment des Leidens strömte mit meinen Tränen aus mir heraus….. Zurück blieb die Erinnerung an Menschen die ich liebte, an schöne Momente und das Gefühl der Liebe. Und in mir erwachte etwas! Einen Lebenswillen und einen Kampfgeist, den ich noch nie zu vor gespürt habe! Plötzlich wusste ich, dass es einen Grund gibt, weshalb ich hier bin und weshalb ich auch die letzten beiden Male noch nicht gehen durfte und seit jenem Moment habe ich keinen Gedanken mehr an Selbstmord verschwendet! Ich hatte nur noch ein Ziel, glücklich werden und meinem Leben hier auf der Erde einen Sinn zu geben!

Ich begann meine Gedanken weg vom negativen zu bewegen und auf Lösungen zu fokussieren. Ich begann zu lesen, beschäftigte mich mit Psychologie und Spiritualität. Ich lernte zu verzeihen. Meiner Mutter zu verzeihen und allen andern Menschen die mich in meiner Kindheit auf welche Weise auch immer verletzt haben. Meine Mutter hat mich nicht so behandelt, weil sie mich hasste, im Gegenteil, sie hat mich mehr geliebt als ihr eigenes Leben, nur war sie unfähig dies zu zeigen und war mit ihrer eigen Vergangenheit und mit ihren eigen Problemen so sehr belastet, dass sie sich einfach nicht richtig um ein Kind kümmern konnte. Wodurch ich jedoch meine Selbständigkeit erlernt habe. Jede Situation aus meiner Vergangenheit, wenn ich sie heute betrachte sehe ich nicht mehr den Schmerz, sondern was ich daraus gelernt habe. Sei es Mitgefühl, Selbstvertrauen oder meinen unbändigen Kampfgeist, meine Vergangenheit hat mich stark gemacht und die Macht zu verzeihen, hat mich erlöst. Ich bin nicht mehr wütend auf meine Vergangenheit, auf die Menschen aus dieser Zeit. Im Gegenteil, ich bin dankbar. Denn dies hat mich zu dem gemacht was ich heute bin. Durch diese Dunkelheit habe ich den Frieden in mir gefunden und ich kann und will heute auch für den Frieden einstehen, will andere ermutigen ebenfalls Frieden mit sich und ihrem Leben zu schliessen und so einen Beitrag zum Frieden auf dieser Erde zu leisten. Denn hier fängt der Frieden an, hier bei uns.

Und so sehe ich auch die Dunkelheit, die zur Zeit über uns schwebt nicht mehr als Feind, sondern als Freund. Denn ich weiss, irgendwann in der Zukunft werden wir auf all dies zurückblicken, auf all dies schreckliche was auf unserer Erde geschieht, auf all dies was uns Menschen ENDLICH zusammenkommen lässt, auf all dies was in uns ENDLICH unsere Selbstverantwortung hervorruft, auf all dies, was die Liebe in uns entfacht und auf all dies was das die Menschen ENDLICH zu einer Menschheit werden lässt.


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